Archiv Mai 2022

Der Wunderheiler von Rt Peripatos

Der Wunderheiler

Ich möcht‘ Euch erzählen, was mir vor Jahren
mit einem Freund ist widerfahren,
der mich, obwohl es die Wahrheit entstellt,
für einen Wunderheiler hält.

Wir gingen auf Reisen mit dem Ziel,
Schönes zu sehen möglichst viel
und außerdem uns zu erholen
in ein Hotel, das uns ward empfohlen.

Als ich eines Abends kam in die Bar,
dozierte mein Freund grad‘ vernehmlich und klar,
über die Jagd, sprach begeistert von Rehlein und Hirschen
von der großen Kunst, sie anzupirschen.

Ganz wichtig sei dabei auch ein Hund,
durch ihn würd die Jagd erst perfekt und rund.
In dieser sonst so fröhlichen Runde
sprach er nur über Jagd und Hunde.

Als man dann endlich herausgekriegt,
wo der Hund denn nun begraben liegt,
stand der Freund plötzlich auf, ganz leise schwankend,
verließ die Bar, leicht lallend dankend,
um nach ausgedehntem Plausch,
auszuschlafen seinen Rausch.

Als später ich kam hinauf in sein Zimmer,
empfing mich klägliches Gewimmer.
Er beteuerte, tief in die Kissen gesunken,
er habe doch gar nicht so viel getrunken.

Doch hätte er Schmerzen hier und dort,
man müsste was tun und zwar sofort.
Er schwor zu verzichten, wenn’s denn sein muss,
auf Rauch- und Alkoholgenuss.

Er beschwor alle Götter in seiner Pein,
nachsichtig noch einmal zu sein,
und bekannte schließlich reueoffen,
jawohl ich hab wohl zuviel gesoffen.

Ich war voller Sorge und großer Not,
weil ernsthaft er meinte, gleich sei er tot.
Am schlimmsten quäle der Rückenschmerz,
gottlob, dacht‘ ich, es ist nicht das Herz,
und um mich davon zu überzeugen
bat ich ihn, mir seinen Rücken zeigen.

Da sah ich sie liegen auf weißem Linnen,
des Freundes Gebisses trutzige Zinnen,
die sein Zahnarzt einst für ihn entwickelt,
schön verdrahtet und vernickelt.

Dies edle Kunstwerk, Ihr könnt es mir glauben,
tat schmählich ihm die Nachtruh rauben.
Ganz deutlich war zu sehen der Riss,
den ihm geschlagen sein Gebiss.

Jetzt kam meine Stunde, ich bin noch ganz stolz,
ich strich ihm übern Rücken, klopfte dreimal auf Holz,
ließ heimlich die Zähne im Nachttisch verschwinden,
damit er sie nicht gleich konnt‘ finden.

Der Freund war nun schmerzfrei, ohne zu kennen den Grund,
er hielt’s für ein Wunder und ich hielt den Mund!

Mein Lieblingsbuch von Rt Peripatos

Mein Lieblingsbuch

Ich hab‘ über alles, was einst gewesen,
immer viel und gerne gelesen,
ein Lieblingsbuch hab ich nicht gefunden,
weder geheftet noch gebunden.

Bücher gibt’s ja in grosser Zahl,
doch fiel mir stets zu schwer die Wahl,
mocht‘ ich mich manchmal noch so winden,
ich konnte einfach ein Bestes nicht finden.

Es grenzte manchmal fast an Leiden
ich konnt mich einfach nicht entscheiden.
Da dachte ich mir: Selbst ist der Mann,
fing einfach selbst zu schreiben an.

Doch aus dem, was ich schrieb, ob Text, ob Poem,
ergab sich gleich ein neues Problem,
denn alles, was man könnt‘ schreiben und sagen,
hat irgendwann sich schon zugetragen.

Da sitzt man dann als armer Tor,
und ist so klug, als wie zuvor,
versucht gar mit geistigen Höhenflügen,
Vorhandenem etwas hinzu zufügen.

Doch was immer man schreibt, bei Tag oder Nacht,
haben klügere Köpfe längst vor uns durchdacht.
Von dem was sie einst aufgeschrieben,
ist vieles im Grundsatz gültig geblieben –
ist überdies im weiten Land
bei gebildeten Menschen längst bekannt.

Wenn einem dieses wird bewusst,
verschwindet schnell der grösste Frust,
denn wenn es nicht klappt mit dem höheren Streben,
na bitte schön, dann lässt man’s eben.

Man muss ja auch nichts übertreiben,
kann einfach schlicht am Boden bleiben,
spassen über des Daseins Macken,
die jeden mal beim Kragen packen

und die, wie ich ganz ehrlich find,
im Alltag das Salz in der Suppe sind.
Mit dieser Erkenntnis kann man leben,
man streckt sich nach der Decke eben.

Doch niemals werde ich kapitulieren,
will weiter fleissig recherchieren.
Vielleicht werd‘ ich fündig bei meiner Suche
nach dem besonderen Lieblingsbuche.